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Anfragen an Suchdienst bis Ende 2021 stellen

Eine DRK-Helferin zeigt Kriegsheimkehrern aus der Sowjetunion das Foto eines noch vermissten Soldaten. (Foto: Heinz Adrian /DRK GS)

Das Deutsche Rote Kreuz ruft 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Bevölkerung dazu auf, Anfragen zu im Krieg vermissten Angehörigen in naher Zukunft und spätestens bis zum 31.12.2021 zu stellen. Der Grund: Ende 2023 wird der DRK-Suchdienst diese vom Bund finanzierte Aufgabe gemäß einer Vereinbarung mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat beenden.

Der Verbleib von vermissten Wehrmachtssoldaten, Zivilisten, Kriegsgefangenen, Zivilinternierten oder Kindern, die durch Flucht und Vertreibung von ihren Familien getrennt worden sind, ist bis heute vielfach ungewiss. Auch Informationen zu Gefangenen in sowjetischen Speziallagern in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR kann der DRK-Suchdienst bereitstellen. „Ende 2023 wird der DRK-Suchdienst diese vom Bund finanzierte Aufgabe gemäß einer Vereinbarung mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) beenden. Deshalb sollten Anfragen beim DRK-Suchdienst am Standort München in den nächsten anderthalb Jahren gestellt werden“, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Weitere Informationen zum DRK-Suchdienst und Online-Formulare für Suchanfragen: www.drk-suchdienst.de

In Russland Vermisste

Im Rahmen eines Datentransfers hat der DRK-Suchdienst seit 1992 aus russischen Archiven rund zwei Millionen Kriegsgefangenen- und Interniertenakten sowie rund fünf Millionen Karteikarten der sogenannten Kriegsgefangenenkartei aus dem Russischen Staatlichen Militärarchiv erhalten. Deren Auswertung könne auch heute noch zu neuen Erkenntnissen für suchende Angehörige führen, sagt Hasselfeldt. Im vergangenen Jahr haben 10.091 Personen Anfragen an den DRK-Suchdienst im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg gestellt, im Jahr zuvor waren es rund 9.000. In 23 Prozent aller Fälle könne der DRKSuchdienst Auskunft über den Verbleib eines vermissten Angehörigen geben; bei deutschen Kriegsgefangenen in der früheren Sowjetunion seien dies oft auch Angaben zu Sterbedatum und letztem Aufenthaltsort.

Der Suchdienst in Berlin

Noch immer erreichen den DRK-Suchdienst in Berlin Suchanträge, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung stehen. 2019 waren es 84 Anfragen. Durch Klärung des  Schicksals verschollener Angehöriger konnte die quälende Ungewissheit Betroffener beendet werden. In weiteren 108 Einzelnachforschungen konnte der Suchdienst mit der Ermittlung von Grabanlagen Kriegsgefangener oder der Kontaktwiederherstellung zu durch die Teilung Deutschlands getrennten Familienangehörigen und in anderen humanitären Fällen  helfen. Die Mitarbeiterinnen des DRK-Suchdienstes in Berlin halfen im vergangenen Jahr in 389 Fällen bei der weltweiten Suche und ermöglichten in 38 Fällen den Austausch von Rotkreuz-Familiennachrichten zwischen Angehörigen, deren Kommunikation durch Kriege oder Naturkatastrophen unterbrochen war. Außerdem berieten sie 166 Personen zur Teilnahme an "Trace the Face". Diese Möglichkeit der Online-Suche mit Fotos über www.TraceTheFace.org konnte durch eine Kooperation mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten Berlin (LAF) noch näher an potenziell Betroffene gebracht werden: Seit September 2019 informiert der "Trace the Face"-Kiosk die Wartenden im LAF-Hauptstandort in der Darwinstraße über die Möglichkeiten der weltweiten Suche über das internationale Suchdienst-Netzwerk der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Bundesweit gibt es drei dieser Kioske, der Berliner Kiosk wird am meisten genutzt – hinsichtlich der Anzahl der Nutzungen als auch in Bezug auf die Verweildauer. Im europaweiten Vergleich liegt der Berliner Kiosk auf dem zweiten Platz, hinter Italien.