Berliner Rotes Kreuz auf Arabisch

Dozentin Dr. Azra Dzajic-Weber stellt das Trainingsprogramm vor
Der Vorstandsvorsitzende des Berliner Roten Kreuzes Volker Billhardt begrüßt die Teilnehmer des Trainings
Selbstverständlich spricht die russlanddeutsche Empfangsdame fließend Türkisch und begleitet den syrischen Flüchtling zu ihrer Kollegin mit arabischen Wurzeln. Der algerische Rettungssanitäter sichert zusammen mit seinen deutschen und indischen Kollegen die Silvesterfeier 2020 am Brandenburger Tor. – So könnte interkulturelle Öffnung beim Berliner Roten Kreuz künftig aussehen. Kulturelle Öffnung nach innen und außen ist ein Ziel, das der DRK Bundesverband in der Strategie 2020 formuliert. Demnach „fördert das DRK aktiv die Integration von Zuwanderern in Deutschland, auch durch interkulturelle Öffnung im Verband selbst.“ Laut Statistischem Bundesamt haben 20,5 Prozent der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund, in Berlin sogar 26,6 Prozent. „Das spiegelt sich im Roten Kreuz (noch) nicht wider“, bemerkt die Referentin für Migration und Interkulturelle Öffnung des Berliner Roten Kreuzes. Jessica Karbon hat sich auf die Fahnen geschrieben, interkulturelle Öffnung stärker in das Bewusstsein der Mitarbeiter zu rücken. Sie schätzt den Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beim Berliner Roten Kreuz auf höchstens zehn Prozent. Bei Mitgliedern und Ehrenamtlichen dürfte der Anteil weit darunter liegen. Erfasst werden solche Daten nicht. Jessica Karbon und der Vorstandsvorsitzende des Berliner Roten Kreuzes Volker Billhardt sind sich einig, dass hier mehr geschehen muss. So hat im Mai ein zweitägiges interkulturelles Training für Auszubildende und Ausbilder stattgefunden und Ende Juni ein Impulsworkshop für Geschäftsführer der Rotkreuz-Gesellschaften und Führungskräfte. „Mit den Trainings sollen weitere Impulse gegeben werden, um den Prozess zur interkulturellen Öffnung im Landesverband voranzubringen“, erklärt Jessica Karbon. Sie wünscht sich, dass die Trainingsteilnehmer ihre Erkenntnisse in den Arbeitsalltag mitnehmen und Kollegen teilhaben lassen. Die Auszubildenden haben in dem zweitägigen Training bereits konkrete Vorschläge erarbeitet: Flyer und Internetauftritt in mehreren Sprachen erstellen, am Empfang eine Liste der Sprachkenntnisse der Mitarbeiter auslegen, Erste-Hilfe-Kurse in mehreren Sprachen anbieten, neue Zielgruppen mit Migrationshintergrund erschließen – Förderer, Spender, Mitglieder, Ehrenamtliche, Mitarbeiter, Kunden.
Am Ende sprechen zwar nicht alle gleich Arabisch, Hindi, Russisch oder Türkisch, sind aber sensibilisiert, die Potentiale der kulturellen Vielfalt um sich herum zu erkennen und haben vielleicht Lust bekommen, an dem Thema weiterzuarbeiten.

Text und Fotos: Anja Höfer