Die Geschichte des Roten Kreuzes begann im Juni 1859 in der Nähe der italienischen Stadt Solferino. Hier wurde Henry Dunant Zeuge der verheerenden Zustände, unter denen die verwundeten Soldaten nach einer Schlacht zwischen den Armeen Frankreichs und Italiens auf der einen Seite und Österreichs auf der anderen litten. Angesichts dieses Schreckens organisierte Dunant sofort Hilfsaktionen und mobilisierte Freiwillige, um die verwundeten und sterbenden Soldaten, unabhängig von ihrer Uniform, zu versorgen.
Die prägenden Erlebnisse veranlassten Henry Dunant dazu, das Buch "Eine Erinnerung an Solferino" zu schreiben. Damit wollte er mehr als nur die Aufzeichnung der Gräuel eines vergangenen Krieges bezwecken; er wollte sicherstellen, dass solche Tragödien sich nie wiederholen. Die letzten Seiten seines Buches widmeten sich seiner Vision: Er forderte die Gründung von Hilfsorganisationen in allen Ländern auf der Grundlage von Neutralität und Freiwilligkeit, um Verwundete in Kriegen zu versorgen. Mit eigenen Mitteln ließ er 1.600 Exemplare drucken und verteilte sie an politische und militärische Entscheidungsträger in ganz Europa. Seine Ideen stießen rasch auf großes Interesse.
1863 gründete Henry Dunant in Genf gemeinsam mit vier Gleichgesinnten das "Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege", das im Laufe der Zeit zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wurde. Auf Grundlage der Vorschläge des Komitees wurde im folgenden Jahr auf einer diplomatischen Konferenz von zwölf Staaten die erste Genfer Konvention unterzeichnet. Hier wurde auch das einheitliche Schutzsymbol für Verwundete und Hilfspersonal vereinbart: das Rote Kreuz auf weißem Grund.
Für die Gründung des Roten Kreuzes und die Initiierung der Genfer Konvention wurde Henry Dunant im Jahr 1901 mit dem damals erstmals verliehenen Friedensnobelpreis geehrt. Am 30. Oktober 1910 verstarb der humanitäre Visionär in Heiden, Schweiz. Sein Engagement veränderte die Welt nachhaltig: Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist heute mit 191 Nationalen Gesellschaften und rund 15 Millionen Freiwilligen die größte humanitäre Organisation der Welt. Die heute geltenden vier Genfer Abkommen von 1949, ergänzt durch zwei Zusatzprotokolle von 1977 und einem weiteren von 2005, bilden das Herzstück des humanitären Völkerrechts und sind von nahezu allen Staaten der Welt ratifiziert.