Experten auf Beratung von Zuwanderern spezialisierter Vereine sind am Mittwoch, den 27. Mai 2015, zu Gast bei der Migrationsberatung (MBE) des Berliner Roten Kreuzes. Alle drei Monate tauschen sie sich über ihren Arbeitsalltag mit Flüchtlingen und anderen Migrantengruppen sowie über spezielle Angebote aus und beratschlagen zu komplizierten Einzelfällen.
Neben den Mitarbeiterinnen der
Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind Vertreter der Migrationsberatung und des Suchdienstes des Berliner Roten Kreuzes und vom
Internationalen Sozialdienst (ISS) anwesend.
Thema diesmal ist der Suchdienst des Berliner Roten Kreuzes, den die Leiterin Judith Klimin vorstellt. Sichtlich beeindruckt ist die Runde vom Herzstück, den mehr als 50 Millionen Adresskarten, die über sieben Jahrzehnte im Münchener Archiv zusammengekommen sind. Diese Adresskarten nutzen die Mitarbeiterinnen zur Recherche neben modernen Suchsystemen wie google, Facebook, Stayfriends und Suchnetzwerken. Wenn sie so nicht weiterkommen, greifen sie auf uralte Telefonbücher zurück. Im Berliner Büro liegt eine Ausgabe von 1929, die bei jeder Berührung dünner wird.
Die Gäste möchten wissen, wie lange die Bearbeitung eines Suchantrages dauert. Das sei individuell, antwortet Judith Klimin. Einer Kanadierin konnte sie binnen zweier Wochen mitteilen, dass es ihrem in Berlin lebenden Vater blendend geht. Suchanträge nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe vor Java im Juli 2006 hingegen seien noch offen.
Dann informieren die Gäste über ihre Angebote. Die IOM beispielsweise fördert Vietnamesen, die in ihre Heimat zurückkehren mit bis zu
2.000 Euro. Damit können sich die sogenannten Rückkehrer eine neue Existenz aufbauen: Ein in Vietnam beliebtes Motorradtaxi kaufen, einen Kiosk eröffnen oder Kühe halten. Seit Projektbeginn 2012 konnte die IOM bereits 60 solcher Existenzgründungen nachhaltig fördern.
Das von der IOM organisierte Netzwerk steht allen Akteuren offen, die mit Zuwanderern Kontakt haben. Die Experten kommen vierteljährlich an unterschiedlichen Orten zusammen.
Text und Fotos: Anja Höfer